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Tettnang   |   LOKALES   |   |14.02.2016   |   Von Helmut Voith

 

Wenn Stolpersteine zu Denkanstößen werden

 

Galerie im Schlosspark lädt ein, Matthias Kellers surreale Bilderwelt zu entdecken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Matthias Keller vor einem seiner Bilder: Was real erscheint, enthält immer neue Irritationen. Auch die

Spiegel am Boden gehören dazu. (Foto:hv)

 

Tettnang sz Zahlreiche Besucher hat Martin Dürr, Leiter von Spectrum Kultur, am Sonntagmorgen zur Eröffnung von Matthias Kellers Ausstellung „Irrlicht und Schattenbilder“ in der Galerie im Schlosspark begrüßen können: „Ein sehr außergewöhnlicher Künstler, bekannt in der Region, doch er hat auch schon international ausgestellt.“

Laudator Hans Hofstetter stellte gleich klar, dass es keinen schnellen und widerspruchsfreien Einstieg in Kellers Bilder gebe. „Er ist selbst ein Fragender, ein Suchender, kein Belehrender. Er liefert Denkanstöße und Stolpersteine.“ Der Laudator lobte die hohe formale Qualität der Bilder, ihre expressive Farbigkeit und die Differenzierung und fand nickende Zustimmung. Faszinierende virtuelle Welten tun sich auf, auch gespickt mit Zitaten aus der Kunstgeschichte. Es würde hier zu weit führen, von den verschiedenen ausgestellten Serien zu erzählen. Von Wichtigkeit ist aber, dass die in einem Raum ausgestellten Zeichnungen keineswegs als Vorstufen-Skizzen fungieren, sondern ebenso eigenständige Werke sind wie die großformatigen quadratischen Acrylgemälde.

 

Übereinandergeschichtete Elemente zeigen andere Welt

 

Beispielsweise eines der irritierenden Bilder, in denen auch Menschen vorkommen: Ein Mann liegt am Boden, die Beine angezogen, die Hände signalisieren ohnmächtige Abwehr, ebenso der weit geöffnete Mund. Hinter ihm arbeitet ein Maler an einem Bild auf der Staffelei. Daneben lehnt ein großes Bild, das schemenhaft zwei hochgerissene Arme zeigt. Lehnt das Bild an einer Wand oder ist der Raum offen? Übereinandergeschichtete kubische Elemente zeigen eine völlig andere Welt.

 

Matthias Keller, der an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart studiert hat, erzählt fast immer Geschichten, surreale Geschichten, in denen Traum und Realität sich begegnen, einander durchdringen. Da scheint ein Mann über dem Boden zu schweben, die Gesetze der Schwerkraft sind außer Kraft gesetzt. Im Gegensatz zu dieser irrealen Welt stehen die exakt gezeichneten Linien, die Körper, deren Schattierung ganz realistisch wirkt. Bis in kleinste Kleinigkeiten zeichnet Keller akribisch genau, scheinbar realistisch, doch seine Welt steht Kopf. Er spielt mit der Realität, indem er sie in eine neue irreale Welt einbringt. Der Betrachter wird sich an einer Stelle festbeißen, wird suchen, fragen, nach einem tieferliegenden, noch verborgenen Sinn suchen. Das macht die Arbeiten genauso spannend wie die technische Perfektion.

 

Bis aus Leonberg, dem Geburtsort des 55-jährigen Künstlers, ist eine Gruppe gekommen – im vergangenen Jahr hatte er dort eine große Ausstellung, ebenso in der Galerie Plattform 3/3 in Friedrichshafen zum Kunstfreitag im Juli 2014. Viele Gäste kamen natürlich auch aus Markdorf, der jetzigen Heimat des Künstlers.

 

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